Die seltenen Taubwarane sind ein absolutes Highlight in meiner Reptilienhaltung. Ich habe mich 7 Jahre auf ihre Haltung vorbereitet und dann Nachzuchten mit legalen Herkunftspapieren gefunden. Nun züchte ich diese besondere Art selbst nach und hatte im Jahr 2024 die ersten Schweizer Nachzuchten. Diese Art ist geschützt (Cites II Anhang B).
DER WEG ZUM EIGENEN TAUBWARAN –
LANTHANOTUS BORNEENSIS
⦁ Die Anschaffung: 2021 entdeckte ich einen Züchter in Österreich, der Taubwaran Jungtiere anbot. Da ich mich in den Jahren auch mit Import/Export beschäftigte, wusste ich, über die Schwierigkeit der legalen Papiere Bescheid. Ohne Hoffnungen schrieb ich den Züchter an. Durch einen intensiven Austausch wurde klar, dass er bereit war, mir legale Cites Exportpapiere für Österreich zu erstellen. Nach ein paar Monaten hatte ich das Geld zusammen, es war die grösste und teuerste Anschaffung, die ich jemals für Reptilien investiert habe. Ich war voller Vorfreude und kaufte mir meine ersten 4 Nachzuchten.
⦁ Der Import: Dieser stellte sich als komplizierter dar als er eigentlich sein sollte. Die österreichischen Zöllner behielten die falschen Papiere ein, was kurzzeitig für viel Verwirrung sorgte. Glücklicherweise konnte ich sie davon überzeugen, dass sie mir die richtigen Papiere mitgaben und somit dem legalen Import nichts mehr im Wege stand.
⦁ Die ersten Schwierigkeiten: Ich zog die 4 kleinen nun selbstständig gross, mit Höhen und Tiefen. Anfangs verweigerten sie jegliches Futter. Ich fand heraus, dass sie nur den kanadischen Tauwurm gern hatten und nicht die anderen
Würmer, die es im Handel gab. Durch das Installieren einer UVB-Lampe schwollen die Augen und Nasenlöcher der Tiere an. Als ich die Lampe entfernte, regenerierten sich die Tiere selbst und nach etwa 5 Monaten hatten sie wieder normale Augen und Nasenlöcher. In dieser Zeit frassen sie sehr wenig und ihr Wachstum verlangsamte sich. Bitte keine UVB Lampen benutzen!
⦁ Verhaltensweise: Innerhalb der 3 Jahre konnte ich die Tiere intensiv in ihrem Verhalten beobachten. Während der gesamten Zeit hielten sie sich zu 80 % im Wasser-Teil auf. Ab und zu kam es vor, dass sie sich im Land-Teil eingruben und dort für mehrere Tage lagen. Sie ernährten sich ausschliesslich von kanadischen Tauwürmern. Für die Fütterung musste ich warten, bis sie wieder im Wasser waren oder sie von Hand in das Wasser setzen. In dem ersten Jahr waren meine Tiere relativ zahm und liessen sich problemlos bei der Säuberung aus dem Terrarium nehmen. Ab etwa dem 2. Jahr wurden sie immer aggressiver und fingen an zu beissen, wenn es ihnen zu lange dauerte (etwa 5
Minuten ausserhalb des Terrariums/Wassers). Durch einen Biss stellte ich fest, dass sie eine Art Blutverdünner in ihren Zähnen und/oder Speichel besitzen, da ich eine kleine Wunde hatte, die über mehrere Minuten extrem blutete. Ich vermute, es ist ein ähnliches Prinzip wie bei den Komodo Waranen. Die Häutung der Tiere verlief im ganzen und ausschliesslich im Wasser. Kurz vor der Häutung wurden sie ganz braun und „dreckig“.
⦁ Haltung/Terrarium: Anfangs hatte ich ein kleineres Terrarium für die Aufzucht (80cm x 60cm x 50cm) mit einer Tageslichtlampe. Auf der linken Seite füllte ich den Land-Teil mit Kokoshumus, gemischt mit Sand, Steine und Kork als Versteckmöglichkeiten. Den Land-Teil liess ich teilweise auch etwas austrocknen und bewässerte diesen etwa 1x in der Woche. Den Wasser-Teil gestaltete ich mit einer Plastikschale. Anfangs nutzte ich noch keinen Filter, wechselte das Wasser jede Woche und putzte den gesamten Inhalt. Nach jedem Wasserwechsel wirkten die Tiere aufgebracht und machten das Wasser sofort wieder dreckig. Ich nahm an, dass sie lieber in schmutzigen, braunen Gewässer leben. Mit den Jahren sammelte ich diverse Erfahrungen und stellte fest, dass ich durch einen kleinen Eckfilter (Dennerle) das Wasser länger drin lassen und weniger reinigen musste. Dadurch konnte das Wasser auch mal dreckig und braun werden, so wie sie es augenscheinlich am liebsten mögen.
Ausserdem beobachtete ich, dass die Tiere immer mehr und mehr im Wasser lagen und mit dem Wachstum auch mehr Platz im Wasser-Teil brauchten. Anfangs war das Verhältnis bei 50% Wasser-Teil 50% Land-Teil. Später wechselte ich auf 70% Wasser-Teil und 30% Land-Teil. Meiner Meinung nach sollte zwingend ein Land-Teil zur Verfügung stehen, da die Taubwarane sich ab und an darin vergraben. Bei Adulten Weibchen ist ein Land-Teil zwingend für eine erfolgreiche Ablage der Eier. Für Adulte Tiere nutze ich ein 120cm x 60cm x 50cm Terrarium mit Eckfilter von Dennerle, einer grossen Plastikschale gefüllt mit Wasser und einen Land-Teil mit Kokushumus. Den Land-Teil habe ich mit Wetboxen (Feuchthöhlen) ausgestattet, die eine etwas feuchter, die andere etwas trockener. Die Taubwarane liegen auch gerne im trockeneren Bereich des Terrariums. Die Allgemeine Luftfeuchtigkeit ist automatisch, durch den Wasser-Teil, hoch. Die Tiere können durch sprühen von Wasser z.B.: zum fressen, bewegen oder paaren animiert werden. In den kühleren Wintermonaten mache ich eine leichte Winterruhe, indem ich die allgemeine Temperatur des Terrariums sowie des Wassers senke. Im Sommer beträgt die Wassertemperatur zw. 25 und 30 Grad, im Winter zw. 19 und 22 Grad. Der Lampenspot hängt direkt über dem Wasser-Teil, sie mögen es lieber etwas dunkler. Bei hellem Licht kneifen sie ihrer Augen zu bzw. schliessen ihr Schutz-Augenlied. Ein kleines weisses Häutchen, dass mich an das Augenlid von Fröschen (Litoria Caerulea) erinnert. Auf Bildern kann das Häutchen bläulich wirken. Taubwarane besitzen aber keine blaue sondern braune/schwarze Augen.
⦁ Geschlechtsbestimmung: Bei Taubwaranen erweist sich die Bestimmung als sehr Schwierig, da die Tiere nur anhand äusserlicher Merkmale (Kopf/Haut) oder von einem erfahrenen Tierarzt oder Tierärztin per Ultraschall bestimmt werden können. Bei den äusserlichen Merkmalen gibt es auch immer mal Ausnahmen wie z.B.: Weibchen, die einen extrem breiten Kopf aufweisen.
⦁ Die ersten Eier: Eines meiner verpaarten Weibchen legte am 22.07.2024 vier Eier. Eines der Eier lag im Wasser, dieses fing nach 2 Tagen im Inkubator an zu schimmeln, kurz darauf ein weiteres. Aufgrund einer Empfehlung wechselte ich das Brutsubstrat von Vermiculit auf Perlit. Die übrig gebliebenen zwei Eier überlebten die Inkubation bei 26 Grad. Am 30.10.2024 nach 101 Tagen erblickten die ersten beiden Schweizer Taubwaran Nachzuchten das Licht der Welt.
Grössenvergleich des Vater zu seinen Jungtieren
⦁ Die Jungtiere sind aktuell (07.04.25) 5 Monate und ein paar Tage alt. Beide Jungtiere haben nach etwa 6 Tagen mit dem fressen begonnen. Ich habe die kanadischen Tauwürmer klein geschnitten und mit der Pinzette verfüttert. Eines der Jungtiere frass nur Nachts, wenn die Würmer im Wasser-Teil lagen. Vor kurzem entdeckte ich durch Ausprobieren, dass alle Taubwarane (Jungtier sowie Adult) extrem auf Hühnerherzen abgehen. Ich habe sie selten so motiviert fressen gesehen wie bei
Hühnerherzen. Daraus könnte sich die Hypothese ableiten, dass sie vermutlich auch in der Natur, auf Borneo Island, verwesendes, stinkendes Fleisch fressen. Die Jungtiere haben sich bisher noch nicht gehäutet. Alles an diesen Tieren macht den Anschein, dass sie einen extrem langsamen Stoffwechsel besitzen:
⦁ Können über mehrere Wochen/Monate ohne fressen auskommen und nehmen kaum ab
⦁ Liegen mehrheitlich im Wasser-Teil und strecken die Nase aus dem Wasser
⦁ Fressen verwestes/stinkendes Fleisch bzw.
Tauwürmer/Regenwürmer oder auch Babymäuse. Insekten werden ignoriert
⦁ Häutung findet max. 2-mal im Jahr statt
Farblich verändern sich die Jungtiere innerhalb des ersten Monats von hellgrau zu dunkelbraun bis schwarz.
⦁ Weiterführendes Projekt: Heute am 7. April 2025 konnte ich erneut eine Paarung beobachten und sogar bildlich dokumentieren, was bei diesen Tieren extrem selten und schwer ist. Dies ist auch der Grund, warum ich mich bei dem Schweizer
Nachzuchtpreis beworben habe.
Es wird dieses Jahr wieder weitere Taubwaran Babys geben die zum Verkauf stehen werden. Bei Interesse kannst du mir gerne, über das Anfrageformular, eine Nachricht senden.
⦁ Weitere Bilder der Haltung von Taubwaranen
Achtung! Ausbruchskünstler
Mein erstes Terrarium (viel zu sauber für Taubwarane)
Heutiges Terrarium meiner adulten Zuchtgruppe
Ausweichsterrarium für das Männchen, wenn es zu aufdringlich wird
HEUTIGER STAND UND ZUKUNFTSBLICK
Taubwaran Nachzucht von 2024 – aktuelle Bilder stand 07.04.25
Beide im Oktober 2024 geborene Taubwarane leben, sind gesund und fressen beide zuverlässig 2-mal pro Woche. Ein Tier durfte bereits zu seinem neuen Besitzer ausziehen, das andere darf in den nächsten Monaten gehen. Ich erwarte dieses Jahr weitere Nachzuchten der Taubwarane, die ich auch verkaufen werde. Unter anderem möchte ich mich an verschiedenen Inkubationstemperaturen versuchen. Ich habe noch nicht herausgefunden, ob die Inkubationstemperatur vom Geschlecht abhängt. Ausserdem bin ich sehr gespannt, ob das Weibchen ein grösseres Gelege haben wird als letztes Jahr. Weitere Beobachtungen werden folgen und auf meiner Website hier veröffentlicht.
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